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Ein Kirchlein steht im Walde und fragt sich warum...

Das Unterstützungs-Team der zweiten Prozessphase kommentiert die Sondersynode

Essen, 09.04.2025. „Bin ich doch im Gartencenter gelandet?“ Diese Frage ging vielleicht manchen der Synodalen durch den Kopf, die am 22. März das Gemeindezentrum an der Erlöserkirche betraten. Hier - im großen Gemeindesaal – fand die 35. außerordentliche Tagung der Essener Kreissynode statt. Und da bekamen die Synodalen schon ein besonderes Ambiente geboten: Gestecke, Sträucher, junge Bäume und Blumen waren im Raum und auf den Tischen verteilt und verwandelten den Saal in ein kleines Waldparadies. Warum? Das Bild eines vielfältigen Waldes sollte zum Leitbild in den Beratungen der Synode zum laufenden Reformprozess der Evangelischen Kirche in Essen werden.

ZUM HINTERGRUND:

Die Kreissynode ist eine Art Kirchenparlament für die Evangelische Kirche in Essen. Hier werden die wichtigen Entscheidungen, die die Kirche in Essen insgesamt betreffen, beraten und beschlossen. Zur Kreissynode gehören entsprechend Vertreterinnen und Vertreter der 26 Gemeinden sowie der gemeindeübergreifenden Dienste und Werke; daneben berufene und beratende Mitglieder aus vielfältigen Lebensbereichen unserer Stadt. Diese bunte Mischung von Menschen kam nun im März zusammen, um über die Zukunft der Kirche in Essen zu beraten.

Was durch die florale Dekoration bereits im Raum stand, bewegte dann auch die eigentliche Diskussion der Synodalen. Denn die Evangelische Kirche in Essen möchte ein „Mischwald“ werden.

WIE BITTE?!

...denken Sie jetzt vielleicht. Hier ein Versuch der Erklärung: Bereits seit zwei Jahren ist die Evangelische Kirche in Essen miteinander unterwegs, um angesichts geringer werdender Mitgliedszahlen und schwindender Finanzmittel über Veränderungen zu beraten.

Ein zentrales Leitbild ist dabei der Gedanke einer „Mixed Ecology“ (zu deutsch oft „Kirchlicher Mischwald“). Dieses aus England stammende Konzept versucht, Kirche in neuer Weise zu denken. Denn bisher standen beim Blick auf unsere Kirche vor allem die einzelnen Gemeinden im Fokus; also weitgehend unabhängige Organisationen, die jeweils vergleichbare Angebote in den Stadtteilen bereithalten.

IM KONZEPT EINER MIXED ECOLOGY

...soll dieser Blick geweitet werden auf ganz unterschiedliche Formen des kirchlichen Lebens – in Kitas, Jugendzentren, diakonischen Einrichtungen oder neuen Gemeindeformen. Diese unterschiedlichen Ausdrucksformen von Kirche, zu denen selbstverständlich auch die klassische Gemeinde gehört, sollen nicht miteinander in Konkurrenz stehen. Vielmehr geht es darum, in dieser Vielfalt gerade eine Stärke zu erkennen. Denn - so die Hoffnung - die unterschiedlichen Gemeinschaftsformen stärken und ergänzen sich gegenseitig.

Die Leitung des Kirchenkreises - so hat die Synode nochmal gezeigt - versteht dieses Leitbild als wichtige Zielvorstellung für den aktuellen Wandlungsprozess in Essen. Denn es brauche gerade eine solche Form der vernetzten Vielfalt, um gemeinsam sicherzustellen, dass die Kirche auch in Zukunft bei den Menschen und für die Menschen da sein kann. Im Bild gesprochen heißt das: Die Kirche von Morgen sollte keine krisenanfällige Monokultur sein, sondern eher ein...

GESUNDER UND BUNTER MISCHWALD.

Um dieses Leitbild konkreter werden zu lassen, gab es auf der Synode verschiedene Impulse. Bettina Igelbrink, Umweltwissenschaftlerin bei „Grün und Gruga“, lud die Synodalen auf einen imaginierten Waldspaziergang ein. Birger Falcke, Dezernent für strategische Innovation der Evangelischen Kirche im Rheinland, führte in die Theorie hinter dem Konzept „Mixed Ecology“ ein.

Manche Gedanken dürften den Synodalen bekannt vorgekommen sein. Denn bereits über zwei Jahre ist die Evangelische Kirche in Essen in dieser Richtung zusammen unterwegs. In sechs sogenannten Gestaltungsräumen haben sich Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden und anderer kirchlicher Akteure immer wieder getroffen, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des Miteinanders in den Regionen zu erproben.

Dieser Prozess geht mit der Sondersynode im März in eine neue Phase über. Denn nach intensiven Beratungen beschloss das Kirchenparlament, dass bis zum Sommer 2026 in den Gestaltungsräumen verbindliche Absichtsbeschlüsse zu fassen sind, durch die die Zahl der selbstständigen Gemeinden reduziert wird. Konkret geht es darum, durch Fusionen größere kirchlichere Räume zu schaffen, in denen kirchliche Arbeit auch weiterhin vielfältig und nachhaltig gestaltet werden kann.

Wie diese Räume konkret aussehen sollen, gilt es nun durch die Gemeinden und anderen kirchlichen Dienste in den jeweiligen Gestaltungsräumen zu erarbeiten. Klar ist nach der Synode aber, dass die Zahl von 26 Einzelgemeinden spätestens bis zum Jahr 2030 deutlich reduziert werden soll.

All das sind keine einfachen Fragen. Und das war wohl auch allen Synodalen sowie den über 40 interessierten Gästen bei der Synode klar. Ging es doch um den Beginn einer umfassenden Neustrukturierung der kirchlichen Arbeit in Essen – also um einen Prozess, bei dem auch Liebgewonnenes auf den Prüfstand gestellt wird.

Das klare JA der Synode zum nun eingeschlagenen Weg spiegelt jedoch auch die Einsicht wider, dass sich unsere Kirche einer strukturellen Veränderung zukünftig nicht verschließen kann. Der begonnene Prozess bietet nun die Chance, die Zukunft der Kirche so zu gestalten, dass dabei aus vielem Neuem und auch vielem Bewehrten eine vielfältige Kirche entsteht, die sich stützt und stärkt, wie die verschiedenen Bäume in einem gesunden Mischwald.

VIELLEICHT FRAGEN SIE SICH JETZT:

Was hat sich durch die Synode für meine Gemeinde geändert? Erstmal noch gar nichts. Aber wahrscheinlich ist Ihre Gemeinde jetzt auf dem Weg zu Veränderungen; auf dem Weg neue Formen auszuprobieren, wie die Arbeit vor Ort mit anderen kirchlichen Einrichtungen – nicht zuletzt mit den umliegenden Gemeinden – neu strukturiert werden kann, was gestärkt werden sollte und was gelassen werden muss. Unser Vorschlag: Bringen Sie sich auch selbst ein (gern auch kritisch) und tüfteln Sie mit an dieser Kirche von morgen. Wie soll das gehen?Sicher gut über das Gespräch mit den Verantwortlichen in Ihrer Gemeinde.

EINE ANDERE MÖGLICHKEIT,

...das wären wir: Das U-Team, also das Unterstützer-Team, das beim nun beginnenden Prozessabschnitt helfen soll. Wir wollen informieren (z.B. durch solche Artikel), Angebote gestalten, wo Kirche geträumt und über Kirche gestritten werden kann, und auch hinhören, wo die Sorgen und Wünsche der Menschen liegen. Dieses Angebot richtet sich auch an Sie, die Mitglieder der Kirche in Essen. Sie haben Fragen zum Prozess oder suchen einen Ort, um Ideen oder Kritik einzubringen? Schreiben Sie uns gern. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.

Johannes Heun
Mail johannes.heun(at)ekir.de

Dr. Christian Koch
Mail christian.koch(at)ekir.de

Wilfried Stoll
Mail wilfried.stoll(at)ekir.de

 

 

 

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