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Konvent für Krankenhausseelsorge besuchte Ziekenhus in Alkmaar

Kollegialer Austausch bereichert

Essen, 18.07.2025. Vor einigen Tagen haben Krankenhausseelsorger:innen aus Essen das Noordwest Ziekenhuis in Alkmaar/NL besucht und sich mit den dortigen Kolleg:innen in der „geestelijke verzorging“, wörtlich übersetzt „Geistliche Versorgung“, ausgetauscht. „Das war für uns sehr spannend, denn unser System der Klinikseelsorge ist völlig anders als in den Niederlanden“, berichtet Assessorin Monika Kindsgrab, die diesen Arbeitsbereich innerhalb des Kirchenkreises Essen verantwortlich begleitet. „Die Kirchen haben dort nichts mit der ‚geestelijke verzorging‘ zu tun – es ist allein Sache der Krankenhäuser.“

In Alkmaar ist die „geestelijke verzorging“ entstanden, als zwei Häuser fusionierten: ein konfessionelles, katholisches (Augustinerinnen) und das städtische Krankenhaus. Die Augustinerinnen haben in den Fusionsvertrag die Absicherung der geistlichen Versorgung eingetragen, die bis heute gilt. Bert Griffioen (protestantischer Hintergrund), Annerien Groenendijk (protestantischer Hintergrund) und Caspar Brinkman (humanistischer Hintergrund) beantworteten die Fragen der Kolleg:innen aus Deutschland.

„Für uns war das Gespräch sehr interessant, weil es ja auch hier um die Frage geht, wie Krankenhausseelsorge in Zukunft noch mit Ressourcen gefüllt und gestaltet werden kann“, zieht Monika Kindsgrab eine positive Bilanz. „Wir nahmen gute Anregungen mit, um mit den Krankenhäusern in Essen ins Gespräch darüber zu gehen, wie die ‚Sorge für die Seele‘ in Zukunft aussehen und gesichert werden kann.“

Die Essener Teilnehmer:innen wurden gebeten, aufzuschreiben, was ihnen wohl nach acht Wochen noch von dem Besuch in Alkmaar in Erinnerung bleiben wird. Nachfolgend dokumentieren wir einige Berichte:

UWE MATYSIK, EVANGELISCHE KLINIKEN ESSEN-MITTE (KEM)

Das war ein guter Impuls von Bert! Meine Gedanken dazu sind: Dass und wie die niederländischen Kolleg:innen als „Spiritual Care-Givers“ arbeiten, finde ich stimmig und überzeugend. Dieses bei uns ja auch teilweise (etwas anders) wahrgenommene Konzept halte ich für die bestmögliche und letztlich notwendige Weise, auch als Kirche den immer säkularer werdenden Patient:innen begegnen zu können und gleichzeitig an der interprofessionellen Zusammenarbeit in den Krankenhäusern teilzuhaben. So wird auch deutlich, dass Spiritual Care (und Pastoral Care) Anteil am therapeutischen Prozess haben kann.

Zur Kunst im Krankenhaus: Dass Kunst (Ausstellungen) so selbstverständlich ihren Platz in einem Krankenhaus hat, ist etwas ganz Besonderes! Das ist eine starke Initiative von Annerien, zumal daran ja eine große Arbeitsgemeinschaft beteiligt ist und ein richtiges Netzwerk besteht. Kunst ist dort ein Teil der „Hauskultur“. Und Kunst kann heilsam sein, denke ich.

Alle drei – Bert, Caspar und Annerien - habe ich als sehr beseelte Menschen erlebt, die an ihrer Stelle bestimmt „goldrichtig“ sind. Sie vermitteln mir Menschenliebe, Zugewandtheit und Vertrauenswürdigkeit! Das sind so meine Gedanken.

SABINE NOACK, EVANGELISCHES KRANKENHAUS ESSEN-WERDEN DER KEM

Ich erinnere mich gerne daran, dass wir mit den Kolleg:nenn aus Alkmaar persönliche Gesprächserfahrungen mit Patient:innen, Angehörigen und Mitarbeitenden geteilt haben. Am Leben anderer Menschen teilzuhaben und sie in ihren Lebenssituationen zu begleiten, ist eine erfüllende Erfahrung; und die Ausstrahlung der Kolleg:nnen in Alkmaar zeigt für mich deren Engagement für ihre Arbeit.

Ich habe von den spirituellen Angeboten im Krankenhaus gehört – und wie anerkennend und wertschätzend diese von den Mitarbeitenden im Krankenhaus in Alkmaar aufgenommen werden. So nehme ich mir vor, die eigene Arbeit immer wieder bei anderen Berufsgruppen im Krankenhaus zu kommunizieren, damit die Seelsorge deutlicher in Erscheinung tritt und ihre vielfältigen Möglichkeiten umfassender in den Blick kommen.

Danke für den Tag mit lebendigem Austausch, auch unter uns Essener Kolleg:nnen!

WENKE BARTHOLDI, ALFRIED-KRUPP-KRANKENHAUS STEELE

Ich hätte bei Übertragung des niederländischen Systems auf unsere Krankenhaus-Seelsorge große Sorge, was die Abhängigkeit der Seelsorgenden von der Krankenhaus-Leitung angeht. Ihr drei – Bert, Caspar und Annerien – habt aber so positiv von euren Erfahrungen gesprochen, dass so manche Vorbehalte bei mir etwas geschmolzen sind. Da ist einiges in Gang gekommen, was ich noch weiter überlegen möchte.

CHRISTIANE WITTENSCHLÄGER, FACHKLINIK RHEIN-RUHR IN KETTWIG

Die praktische Arbeit ist absolut vergleichbar: für alle da zu sein, die sich im Haus aufhalten, ob Patientinnen und Patienten, Besuchende oder Mitarbeitende, unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft.

Der Klinikverbund finanziert aus den allgemeinen Einnahmen der Klinik die Stellen in der "geestelijke verzorging" (GV). Die Kirchen und andere Religionsgemeinschaften zahlen nicht und haben auch kein Mitspracherecht. Einzelne Krankenversicherungen scheinen die GV zu refinanzieren. Das ist etwas unklar geblieben, genauso wie die Trägerschaft dieses Klinikverbundes.

In dieser Klinik gibt es Stellen für "geestelijke verzorging", weil das bei den Fusionsverhandlungen so vereinbart wurde. Es ist also nicht selbstverständlich, dass Kliniken solche Stellen haben. Mit dem Weggang von Annerien wurden Stellenanteile bei der Neubesetzung gekürzt.

Die Begleitung mit spezifisch konfessionellen bzw. religiösen Ritualen ist möglich, aber faktisch abhängig von persönlichen Kontakten der GV zu Vertreterinnen und Vertretern solcher Gruppierungen, um jemanden ins Haus zu holen.

Es gibt eine Standesvertretung für "geestelijke verzorging", die Standards festlegt und die Berufsgruppe nach außen vertritt. Das fehlt nicht nur in der EKiR, sondern in Deutschland flächendeckend.

Titelbild: Unser Foto zeigt Bert Griffioen, geestelijk verzorger am Noordwest Ziekenhus in Alkmaar, im Gespräch mit Klinikseelsorger Jens Schwabe-Baumeister und Klinikseelsorgerin Wenke Bartholdi (von links).

 

 

 

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